White Flames

Meteor – 01.07.2023

Tag 24 unserer Reise – Menez Gwen Hydrothermalfeld

Wir tauchen im Menez Gwen Hydrothermalfeld. Auf der Karte sind für den heutigen Arbeitstag eine Reihe von Wegpunkten markiert, Austrittsstellen sowohl heißer als auch diffuser Fluide. Das Menez Gwen Hydrothermalfeld liegt in nur 800 m Wassertiefe, bereits nach einer guten Stunde Tauchzeit sehen wir den Meeresboden. Er ist bedeckt von den rundlichen Kissenlaven (englisch: Pillowlaven). Nach kurzer Orientierung folgt das ROV einem südlichen Kurs. Unser Ziel ist eine Austrittsstelle heißer Fluide mit dem Namen White Flames – Weiße Flammen. Christian hatte uns vor einigen Tagen in einem kurzen Vortrag bereits beeindruckende Unterwasserbilder einer früheren Forschungsfahrt gezeigt, sodass wir alle sehr gespannt sind.

Im Kamerabild tauchen schon bald weiße Bakterienmatten auf, die Teile eines Hanges bedecken. Dann sehen wir die ersten Muscheln, wieder überwachsen sie die Oberflächen von Gesteinsbrocken. Wir folgen dem Hang aufwärts. Geisterhaft steht am Gipfel ein weißlich-grauer Schornstein, er ist etwas mehr als einen Meter hoch. An den Seiten gibt es mehrere Verzweigungen. Sowohl aus der Spitze als auch aus den Seitenarmen schießt klares hydrothermales Fluid mit hoher Geschwindigkeit heraus. Es sieht aus, als würde es kochen, weiße „Flammen“ sind zu sehen. In direkter Nachbarschaft gibt es weitere  kleinere weiße Schornsteine. Aus allen strömt klares Fluid heraus. Wir blicken uns um und entdecken über den ganzen Hang verteilt viele solcher kleinen Schornsteine, oft sind sie nur wenige Zentimeter hoch. Nicht alle sind komplett weiß, manche haben auch einen schwarzen Teil. Bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass dunkel erscheinende Zink- und Kupfersulfide, gemeinsam mit weißem Anhydrit, einem Calciumsulfat, diese Schornsteine aufbauen. Während ein Teil des Hanges weiß gefärbt ist, ist der Rest wieder mit Lavabrocken bedeckt, die komplett mit Muscheln überwachsen sind. Erneut sind wir an einem ganz besonderen Ort, die Bilder ziehen uns in ihren Bann. Nun folgt die Probenahme, beginnend mit einer Temperaturmessung: 298 ° Celsius – beeindruckend. Im Folgenden werden an mehreren Stellen des Hanges Temperaturmessungen gemacht, dann die hydrothermalen Fluide beprobt. Natürlich nehmen wir auch Muschelproben. Abschließend wird mit großem Geschick ein kleiner weißlich-grauer Schornstein geborgen. Alle sind zufrieden, weiter geht’s.

Das nächste Ziel ist ein Bereich mit dem Namen Woody. Hier bietet sich uns wiederum ein ganz anderes Bild. Auf einer halbrunden weißen Fläche steht ein einzelner weißer Schornstein, vielleicht 50 cm hoch. Vor diesem bedecken Muscheln einen Teil des Bodens, einige wenige wachsen auch am Schornstein. Daneben gibt es wohl noch einen kleinen Schornstein, so unsere Vermutung, denn er ist komplett von Muscheln überwachsen. Die weiße Fläche, auf der die Schornsteine stehen, scheint eine dicke Kruste zu sein, zumindest macht es von vorne diesen Eindruck. Am Rand der weißen Fläche, und von dort aus weiter auf die Gesteinsbrocken übergeifend, ist dichter Muschelbewuchs zu erkennen. Dies ist ein interessantes Miteinander und auf jeden Fall beprobenswert.

Kurz vor Ende des Tauchgangs fängt ein weiteres Bild unsere Aufmerksamkeit ein. Schon früher am Tag hatten wir einen Krebs beobachtet, wie er eine Muschel fraß. Und immer wieder haben wir Stellen gesehen, die von Schalenbruchstücken übersäht waren. Nun blicken wir in das Innere eines hohlen Pillowbasaltes. Im vorderen Bereich liegt eine dicke Schicht von Muschelschalenstücken. Ist dies der bevorzugte Fressplatz eines Krebses? Ein interessantes Abschlussbild des heutigen erfolgreichen Arbeitstags am Meeresboden. Wir tauchen auf.