Meteor – 27.07.2023
Tag 20 unserer Reise – Rainbow Hydrothermalfeld
Ein weiteres Mal tauchen wir im Rainbow Hydrothermalfeld, das letzte Mal in diesem Arbeitsgebiet. Nochmals geht es in den westlichen Bereich des Hydrothermalfeldes. Am Meeresboden angekommen, ist im Sonar eine Art Höhenrücken zu erkennen. Augenblicke später taucht im Kamerabild dann eine steile Wand mit einer Reihe aktiver und unzähligen inaktiven Schwarzen Rauchern unterschiedlicher Größe auf. Rauch, überall vor uns ist schwarzer Rauch zu sehen. Zum Teil sind es nur kleine Schornsteine, aus denen große Rauchfahnen hervorquellen. Im Hintergrund sind weitere dichte schwarze Rauchwolken zu sehen. Hatten wir gestern den Eindruck, durch Geisterstädte zu fahren, erinnern die vielen rauchenden Schornsteine heute um uns herum an Bilder der aufstrebenden Industrieregionen Mitteleuropas des vorletzten und letzten Jahrhunderts mit Kohlebergbau, Kraftwerken und der Schwerindustrie.
Das ROV findet eine stabile Parkposition. Vor uns quillt aus mehreren kleinen Schloten dichter schwarzer Rauch heraus, pulsierend schießen die Rauchfahnen heraus. Wir entscheiden uns für eine Austrittsstelle und die Arbeiten können beginnen. Zunächst wird die Temperatur gemessen: 371° Celsius! Nacheinander werden hier mehrere Proben des hydrothermalen Fluids genommen. Das ISMS (in-situ-Massenspektrometer) misst die Gaszusammensetzung, registriert die Konzentrationen von Wasserstoff, Methan, Kohlendioxyd und Schwefelwasserstoff. Nachdem dieser Teil der Probenahme erfolgreich beendet ist, wird noch ein Schwarzer Raucher beprobt. Wir wollen die chemische Zusammensetzung des hydrothermalen Fluids mit der Mineralzusammensetzung des Schwarzen Rauchers vergleichen, um die Bildungsbedingungen zu rekonstruieren.
Weiter geht es zum nächsten Zielpunkt auf unserer Meeresbodenkarte. Für die ROV-Piloten erfordert es höchste Konzentration. Eine große Anzahl von Schwarzen Rauchern, teilweise mehrere Meter hohe und vom Umfang her mächtige Schornsteine müssen umflogen werden. Immer wieder wird die Sicht durch die schwarzen Rauchwolken getrübt. Die Piloten haben die zahlreichen Anzeigen im Steuercontainer ebenso im Blick, wie das Sonarbild, die verschiedenen Kamerabilder, das Versorgungskabel des ROVs und die Position des Schiffes mehr als 2.000 m über uns. Alles muss in Einklang gebracht werden. Hier zahlt sich die Erfahrung der ROV-Piloten aus, sicher gelangen wir zum nächsten Zielpunkt.
Wir haben das ROV am Fuß mehrerer hoher Schornsteine geparkt. Diese sind inaktiv, aber im unteren Bereich gibt es verschiedene Austrittsstellen von niedrig temperierten Fluiden, dem sogenannten shimmering water. Im Umfeld haben sich Muscheln angesiedelt. Unser Ziel ist es ja, die Verknüpfung zwischen der Gesteinszusammensetzung, der chemischen Zusammensetzung der Fluide, den verschiedenen symbiontischen Bakterien und den Muscheln herzustellen. Hier ist ein idealer Ort, um Fluide, Muscheln und Gesteine zu beproben und damit diesem Ziel näher zu kommen. Temperaturmessungen werden gemacht, und das ISMS misst die Gaszusammensetzung. Danach werden die verschiedenen Proben genommen und sicher verstaut. Mit Spannung sehen wir den ersten Ergebnissen der Messungen an Bord und dann natürlich den verschiedenen Erkenntnissen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den kommenden Wochen und Monaten entgegen.