Meteor – 11.06.2023
Tag 4 unserer Reise – Am Morgen blicke ich aus dem Fenster meiner Kammer, der Himmel ist leicht bewölkt, die See ist ruhig. Die Meteor folgt dem westlichen Kurs, die Wassertiefe beträgt 5.000 Meter.
Im Laufe des Tages werden wir die Große Meteorbank erreichen. Dies ist ein untermeerischer Seeberg, dessen Plateau bis in eine Wassertiefe von unter 300 Metern aufragt. Entdeckt wurde die Große Meteorbank in den 1920er Jahren auf der Deutschen Atlantischen Expedition. Diese erkundete mit Hilfe des Expeditionsschiffes Meteor zwischen 1925 und 1927 den Atlantischen Ozean zwischen Südamerika und Afrika, Start- und Zielhafen waren seinerzeit Wilhelmshaven. Wissenschaftlicher Fahrtleiter eines multidisziplinären Wissenschaftsteams war der Meereskundler Alfred Merz. Mitglied des Teams war auch der Mineraloge C.W. Correns. Er bearbeitete in den 1930er Jahren im Rahmen seiner Professur an der Universität Rostock die Tiefseesedimente dieser Forschungsfahrt u.a. mit röntgenographischen Methoden und gilt daher als Pionier der Tonmineralogie in Deutschland. 1938 wurde er auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Sedimentpetrographie an die Universität Göttingen berufen. Dort führte er nach dem 2. Weltkrieg auch die Arbeiten des 1947 verstorbenen Geochemikers Victor Moritz Goldschmidt fort. Auf Professor Correns geht auch die Gründung des „Zentrallabors für die Geochemie stabiler Isotope“ 1959 in Göttingen zurück. Und damit schließt sich für mich der Kreis, den an eben diesem Labor fertigte ich zwischen 1983 und 1985 meine Dissertation an.
Es ist Abend geworden. Wir haben inzwischen die Große Meteorbank hinter uns gelassen, die Meteor befindet sich etwa bei 29° N und 32°W. Die Wassertiefe beträgt auch schon wieder 4.400 m. Der Tag verabschiedet sich langsam mit einem schönen Sonnenuntergang.