Die ersten Wasserproben

Meteor – 12.06.2023

Tag 5 unserer Reise – Die Meteor folgt weiterhin einem westlichen Kurs, noch sind es über 500 Seemeilen bis zu unserem ersten Arbeitsgebiet, dem Hydrothermalfeld Broken Spur.

Der heutige Tag hat für viele von uns bereits die ersten Proben gebracht. Für 08:30 war die erste wissenschaftliche Station angesetzt: M190_001 CTD. Die Stationen, an denen wissenschaftliche Arbeiten erfolgen, werden immer fortlaufend nummeriert und bekommen zudem eine Kennung, die Auskunft über das eingesetzte wissenschaftliche Gerät gibt. Unsere Forschungsfahrt trägt die Nummer M190 (Meteorfahrt Nr. 190). Heute Vormittag war es die erste Station auf dieser Fahrt, daher also die Nummer „001“. Aber dann ist da noch die Abkürzung „CTD“ – was bedeutet das wohl?

CTD ist eine Abkürzung für die drei englischen Begriffe „Conductivity“ (Leitfähigkeit), „Turbidity“ (Trübe) und „Depth“ (Tiefe). Im üblichen Sprachgebrauch an Bord steht das Kürzel CTD aber eigentlich für den Kranzwasserschöpfer. An Bord der Meteor ist das ein Gerät mit 24 Flaschen mit jeweils 10 Litern Fassungsvermögen. Diese sind kranzförmig an einem Stahlrahmen angebracht. Unter dem Kranz von Wasserflaschen sitzt ein vergleichsweise kleines Messgerät, und das ist die eigentliche CTD. Der Kranzwasserschöpfer – oder eben die CTD – hängt an einem Stahlseil und wird mit einer Winde vom Schiff aus zuerst ins Wasser gebracht und dann kontinuierlich bis in die gewünschte Tiefe abgesenkt. Heute Vormittag waren es 3.000 Meter Wassertiefe. Beim Absenken werden kontinuierlich die drei genannten Messwerte aufgezeichnet, also Leitfähigkeit, Trübe und Tiefe. Die 24 Flaschen sind oben und unten offen, aber die Verschlüsse sind mit einer Feder gespannt. Gesteuert wird die CTD von Bord aus. Die Person, die für diese Station verantwortlich ist, steht in Funkkontakt mit dem Besatzungsmitglied, welches die Winde bedient. Die wichtigsten Begriffe in der Kommunikation mit dem Windenfahrer sind fieren und hieven, je nachdem, ob die CTD in größere Tiefen abgesenkt (fieren) oder wieder in Richtung Wasseroberfläche gebracht werden soll (hieven). Das Gerät wird eingesetzt, um Meerwasser aus verschiedenen Tiefen zu beproben. Dazu löst man in der gewünschten Tiefe über ein entsprechendes Steuerprogramm den Schließmechanismus der einzelnen Flaschen aus, und bekommt auf diese Weise die gewünschte Wasserprobe.

Wir sind noch weit vom Mittelatlantischen Rücken und den Hydrothermalsystemen entfernt. Die heute genommenen Wasserproben sind normales Meerwasser, unbeeinflusst von den heißen Quellen, die wir in den kommenden Wochen in den vier Zielgebieten studieren wollen. Sie dienen später zum Vergleich mit den dort genommenen Wasserproben. In den Laboren an Bord hörte man den ganzen Tag über Pumpen arbeiten, Wasserproben wurden filtriert, und auch die ersten biologischen Arbeiten sowie die ersten chemischen Analysen wurden durchgeführt. Schließlich diente die heutige Probenahme auch dazu, die Arbeitsabläufe nochmal zu überprüfen und ggf. anzupassen.

Inzwischen ist es wieder Abend geworden und die Laborarbeiten sind beendet.