Das ROV

Meteor – 10.06.2023

Tag 3 – Einen guten Morgen. Wir haben in der Nacht die Uhren eine Stunde zurückgestellt, sind jetzt 2 Stunden vor der Zeit in Deutschland. Stetig folgt die Meteor ihrem westlichen Kurs. Unsere aktuellen Koordinaten (08:52 Uhr) sind 29°30,933’N und 23°00,141’W, die Wassertiefe beträgt hier gut 5.000 m. Die Sonne scheint, leichte Bewölkung am Himmel, ruhige See – was will man mehr.

Über den Tag verteilt wird in den Laboren noch weiter für die anstehenden Arbeiten vorbereitet. Die CTD mit dem Kranzwasserschöpfer ist inzwischen auf das Arbeitsdeck gebracht worden. Für den ersten Einsatz wird auch dieses Gerät nochmals geprüft. Fernab von möglichen Einflüssen der Hydrothermalsysteme am Mittelatlantischen Rücken sollen übermorgen Meerwasserproben aus unterschiedlichen Tiefen für geochemische und mikrobiologische Untersuchungen genommen werden. Diese Proben repräsentieren den hydrothermal unbeeinflussten normalen marinen Hintergrund.

Am Nachmittag stellt uns der Leiter des ROV-Teams zunächst im Konferenzraum das ROV Quest 4000 und die verschiedenen Funktionen und Einsatzmöglichkeiten vor, gefolgt von Erklärungen direkt am Gerät auf dem Achterdeck und einem Besuch im Steuer-Container. Das ROV (die Abkürzung steht für Remotely Operated Vehicle, also ein ferngesteuerter, unbemannter Tauchroboter) ist für unsere Arbeiten unerlässlich. Mit einer Winde wird das ROV über den A-Rahmen am Heck der Meteor ins Wasser gelassen und bewegt sich dann mit mehreren Propellern in der Wassersäule. Die Steuerung erfolgt aus einem eigens eingerichteten Container an Bord der Meteor. Hierfür ist das ROV mit einem Kabel mit dem Schiff bzw. dem Steuercontainer verbunden. Dieses liefert die Energie für den Betrieb unter Wasser und ermöglicht gleichzeitig den Datentransfer auf das Schiff. Das Quest 4000 ist bestückt mit zwei Manipulatorarmen, Greifarme, mit denen die Proben genommen werden. Sieben verschiedene Kamerasysteme liefern Fotos und Videos in hoher Auflösung für die spätere wissenschaftliche Auswertung. Daneben gibt es aber auch Kameras, mit denen die Piloten die Arbeit des ROVs überwachen. So divers die Probenwünsche der verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord sind, so vielfältig sind auch die Geräte zur Probenahme. In den kommenden Wochen werden auf den verschiedenen Tauchfahrten Gesteine, biologische Proben und die hydrothermalen Fluide beprobt. Auch sollen wissenschaftliche Geräte für kürzere oder längere Einsätze am Meeresboden platziert und wieder eingesammelt werden. Das Quest 4000 ist also ein echtes Arbeitstier. Alle fiebern dem ersten Einsatz und den ersten Proben vom Meeresboden entgegen. Aber bis dahin sind es noch einige Tage Transitzeit.