Angekommen

Meteor – 10.07.2023

Tag 33 unserer Reise – Algeciras

Am gestrigen Abend gegen 20 Uhr nahm langsam der Schiffsverkehr in und aus Richtung Gibraltar zu und gegen 21 Uhr sahen wir das erste Mal im Dunstschleier das nordafrikanische Festland. Der Blick auf die Seekarte zeigte noch gut 50 Kilometer Entfernung. Um 22:30 waren dann schon auf beiden Seiten, also dem spanischen und dem marokkanischen Festland Lichter von Städten und aufblitzende Leuchttürme zu sehen.  Nach Mitternacht passierten wir die Meerenge der Straße von Gibraltar, leider im Dunkeln.

Um 03:00 stehe ich an Deck, ich will mir das Einlaufen anschauen. Von Süden kommend, fährt die Meteor mit langsamer Fahrt in die Bucht von Algeciras ein. Es ist sternenklar und der Mond beleuchtet die Wasseroberfläche. Rechts voraus sehe ich den Umriss des Felsens von Gibraltar, links voraus die weitläufigen Hafenanlangen von Algeciras. Um kurz nach 4 Uhr kommt der Lotse an Bord. Dann dauert es noch gute 45 Minuten, bis wir angelegt haben, direkt am Containerterminal.

Wir sind angekommen, liegen fest vertäut am Pier in Algeciras. Am Vormittag wurde unser Kühl- und Gefriergut abgeholt, da war es nochmal etwas hektisch, damit nichts vergessen wurde und alle Proben in die richtigen Kisten kamen. Bis zum Mittagessen war genug Zeit, den Koffer zu packen. Am Abend wollen wir zum Essen in den Ort. Heute Nacht schlafen wir nochmal an Bord und morgen verlassen alle die Meteor. Ich werde bereits um 06:00 abgeholt. Mein Flug geht um 10:20 ab Jerez de la Frontera, der Flughafen liegt etwa 1,5 Autostunden entfernt von Algeciras nahe der Hafenstadt Cadiz.

Dive@MAR ist für den Moment beendet. Eine Frage steht im Raum, wird spätestens daheim kommen: War die Fahrt denn für dich erfolgreich? Gestern Nachmittag hatten wir ein letztes Treffen, um über die wissenschaftlichen Aktivitäten der kommenden Wochen und Monate zu sprechen. Am Anfang aber präsentierte Marcel vom ROV-Team das etwa 15-minütige „Best-of-Video“ der ROV-Tauchgänge. Er hat die schönsten Filmsequenzen wunderbar arrangiert und mit Musik unterlegt. Ich lasse dieses Video im Hintergrund laufen, um über die Frage des Erfolgs der Reise nachzudenken. Den Erfolg einer solchen Forschungsfahrt zu bemessen, ist ein Stück weit schwierig. Für mich selbst kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden von Bord gehe. Das ROV-Team hat uns Einblicke in faszinierende Unterwasserwelten ermöglicht. Aus den Bildern alleine lassen sich bereits viele Erkenntnisse über diese außergewöhnlichen Lebensräume gewinnen. Durch die Arbeiten am Meeresboden und mit der CTD in der Wassersäule haben wir einen Probensatz bekommen, mit dem wir gemeinsam eine Reihe vorher formulierter wissenschaftlicher Fragen beleuchten können. Und neue Forschungsfragen sind im Laufe der Fahrt hinzugekommen, als wir in den vier Arbeitsgebieten unterwegs waren. Den Erfolg von Dive@MAR wird man erst in den kommenden Monaten beurteilen können, wenn Ergebnisse vorliegen. Manche Analysen werden recht schnell gehen, andere Untersuchungen werden länger dauern. Wichtig ist, die Ergebnisse zu einem großen Ganzen zusammenzuführen.

Neben den wissenschaftlichen Aspekten lässt mich aber auch ein anderer Punkt zufrieden von Bord gehen. Eine solche Ausfahrt lebt vom Miteinander, sowohl wissenschaftlich als auch menschlich. Alte Kontakte sind wiederaufgelebt, neue sind hinzugekommen. Die vergangenen Wochen waren arbeitsam, haben aber auch Raum für gute Gespräche gelassen. Diese vertraute Basis wird Grundlage des erfolgreichen fachlichen Austauschs und der Kooperationen in den kommenden Wochen und Monaten sein.

Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich. Ich hoffe, es ist mir gelungen, die besondere Atmosphäre vom Leben und Arbeiten an Bord eines Forschungsschiffes zu schildern. Ein großes Dankeschön geht an den Kapitän und die Besatzung der Meteor sowie an den Fahrtleiter und alle anderen im Projekt Dive@MAR.